Montag, 11. Februar 2013

Was bleibt, ist die Liebe


Nun ist es geschehen: mein Liebster ist am Dienstag den 5.2.13 erlöst worden und seine Seele ist zur Quelle zurückgekehrt und nun auf immer eins mit Allem-was-ist.
Schon seit zwei Wochen hatte ich jeden Tag damit gerechnet, dass der Tod kommen wird, aber als es dann am Dienstag morgen soweit war, schockte es mich doch sehr., Die letzten Tage habe ich es J. sogar gewünscht, bald gehen zu können, denn er hat wieder sehr leiden müssen, es war nur schrecklich.
Die ganze Nacht war ich bei ihm und als er dann ruhiger wurde, habe ich mich etwas in einem Sessel neben seinem Bett hingelegt und während ich seine Hand gehalten habe, bin ich eingenickt.
Nach etwa einer Stunde bin ich wieder aufgewacht und habe gemerkt, dass er tot war. Daraufhin war ich richtig panisch, habe gehustet wie verrückt und war kurz vor einer Asthmaattacke...
Ich habe noch einige Zeit weinend an seinem Bett gesessen und bin dann aber heimgefahren, ich war fix und fertig. Außerdem wollten die Schwestern ihn herrichten, waschen und umziehen.
Wir haben meinen Liebsten dann für zwei Tage im Hospiz aufbahren lassen, das war sehr schön. Die Schwestern haben das ganz liebevoll gestaltet und ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Am Nachmittag bin ich mit meinen Kindern wieder in sein Zimmer, um ihn zu besuchen. Wir haben seine Lieblingsmusik von Pink Floyd gespielt und nun endlich sah er auch richtig friedlich aus.
Geleitet von einer Sterbeamme haben wir am Mittwoch Nachmittag während einem kleinen Abschiedsritual eine ganz besondere Möglichkeit gehabt, um zu Trauern. Es war wundervoll. Es gab für mich und alle Kinder jeweils eine weiße Rose, die mit einem blauen Band mit einer weiteren Rose verbunden war, die für J. gedacht war. Das Band zwischen unseren Rosen wurde von mir und den Kindern durchgeschnitten, um zu symbolisieren, dass nun unsere irdische Verbindung beendet ist, wir aber weiterhin in Liebe verbunden sind. Die eine Blume bekam jeweils J., die andere hätte dann jeder mit heim nehmen sollen. Leider sind die Rosen die mir und den Kindern gehören, nun auch mit im Sarg gelandet, da wir sie auf unseren Korb gelegt hatten, während wir das Auto geholt haben. Die Rosen meines Liebsten lagen auf ihm mit einem Zettel, dass die Blumen in den Sarg kommen sollen.... Zu unserem Unglück ist der Bestatter gerade in diesen paar Minuten gekommen und hat alle Blumen im Raum mitgenommen. Naja, soll wohl so sein. Ist nun so, lässt sich nicht mehr ändern. Aber irgendwie finde ich es schon schade...
Außerdem ist es im Hospiz üblich, einen Stein für den Verstorbenen zu bemalen und zu beschriften, das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal mein Liebster Steine geliebt hat und wir viele große Steine im Garten liegen haben. Ebenfalls gibt es einen Ordner, in dem man eine Seite gestalten kann, auch das haben wir noch gemacht, bevor wir dann das Zimmer geräumt haben und ich nun vorerst keinen Drang verspüre, erneut das Hospiz zu besuchen. Es gibt dort einmal die Woche ein Angehörigen-Café, was natürlich auch weiterhin von Trauenden besucht werden kann, aber ich glaube, dazu habe ich im Moment keine Lust.
Den ganzen Freitag habe ich an der Einladung zur Beerdigung und Trauerfeier gearbeitet, um sie schön zu gestalten und sie dann verschickt. Dazu habe ich doch viele Stunden gebraucht, obwohl ich ja eigentlich den Text schon wusste.
Am Samstag haben wir die Trauerrednerin getroffen und schon heute hat sie uns eine wundervolle Rede zugeschickt, die wir noch etwas dem Leben meines Liebsten angepasst haben. So freue ich mich auf die Urnenbestattung, wenn man das so sagen kann, denn ich weiß, es wird ein würdiger Abschied und wird im Sinne von J. stattfinden.
Momentan überwiegt die Erleichterung, obwohl ich natürlich sehr beschäftigt bin und gar nicht wirklich zur Besinnung komme. Zwischenrein muss ich auch mal weinen, aber da wir ja doch viel Zeit hatten, uns auf diesen Schritt einzustellen, sind viele Tränen bereits geweint.
Mit dem Leben und dem Schöpfer hadern, dass es so gekommen ist und kein Wunder geschehen ist, tue ich nur selten. Meist überwiegt die Gewissheit, dass alles immer so richtig ist, wie es ist, auch wenn ich das nicht verstehe. Aber zu diesem Thema werde ich noch ganz ausführlich kommen.
Schlafen kann ich, Lesen auch, meine Tochter sorgt sich darum, dass wir ordentlich essen.... ich denke es passt.
Ich habe draußen einen kleinen Altar aufgebaut mit Dingen, die J. mochte und einem Grablicht, das brennt nun Tag und Nacht. Die Trauerkarten, die nun bei uns eintreffen, hänge ich an eine Pinnwand, das sieht schön aus und gibt mir die Möglichkeit, sie immer wieder anzuschauen.
Außerdem wollen wir noch Kieselsteine beschreiben, damit jeder der Trauergäste auch etwas als Andenken mit heim nehmen kann. Wir haben beschlossen, keine Sterbebilder drucken zu lassen, denn die wenigsten heben das auf und es macht doch viel Arbeit, sie zu gestalten.
Dann möchte ich noch ein schönes Bild von J. vergrößern lassen und in einem Rahmen aufstellen. 
Die letzten Tage haben wir schon mit dem Aussortieren seiner Kleider und Schuhe angefangen, das befreit sehr.
Dienstag treffe ich mich mit einer Freundin zum Stricken und ansonsten gibt es noch viele Dinge zu erledigen. Ich hoffe aber, dass ich auch noch Zeit finde, J. aus dem Totenbuch vorzulesen, denn bei der Aufbahrung war ich nie allein und so habe ich nur eine halbe Stunde vorgelesen, während meine Tochter Kopfhörer aufhatte. Das möchte ich doch einige Tage tun, für die Seele meines Liebsten, damit sie sich leichter lösen kann, aber auch für mich als schönes Trauerritual.
Natürlich bin ich froh, dass ich alles, was noch ungesagt blieb, nachholen kann, denn ich weiß ja, ich kann jederzeit mit seiner Seele kommunizieren.
Nun bin ich am überlegen, wie lange ich mir eine Auszeit nehmen soll. Finanziell gesehen darf sie nicht allzu lange sein, aber ich glaube, wenn ich noch einige Wochen so weitermache, klappe ich bald zusammen. Die letzten beiden Monate waren doch sehr anstrengend mit zuerst Krankenhaus und dann Hospiz und das täglich viele Stunden. Und Rommé spielen oder spazieren konnte J. auch fast nie, deswegen hatten wir leider wenig Ablenkung oder Lichtblicke. Naja, für J. war es noch viel schlimmer, ich konnte wenigstens heimgehen und abschalten, wenn es mir zuviel wurde. Über die Länge meiner Auszeit habe ich noch keine befriedigende Klarheit gefunden, momentan muss ich erst mal langsam machen, alles Unerledigte zwar unbedingt fertigstellen, aber gleichzeitig darauf achten, mich nicht zu sehr abzulenken, sondern im Moment zu bleiben.

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