Ich war ja nun in mehreren Trauergruppen hier in
der Umgebung und Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mit meinem
Umgang mit Trauer anderen guttue und genauso umgekehrt. Ich habe den
Eindruck, ich irritiere die anderen und sie denken, sie müssten
genauso mit der Trauer umgehen, und fühlen sich dann schlechter.
Auch betrübt es mich, wie sehr viele quasi
mitgestorben sind mit ihrem Liebsten und auch nach vielen Monaten und
Jahren noch nicht bereit sind, ein neues, eigenes Leben anzufangen.
Deswegen bin ich vorerst zu dem Entschluss gekommen, in keine Gruppe
mehr zu gehen. Auch sehe ich das große Problem - wahrscheinlich weil
ich Therapeutin bin - dass viele der Gruppenteilnehmer eigentlich
mehr Betreuung bedürfen oder vielleicht sogar einer Therapie - weil
sie mit der Trauer nicht zurecht kommen. Das kann so ein Trauercafé
/ Trauergruppe natürlich nicht leisten, aber es senkt das
Energielevel der ganzen Gruppe und da habe ich momentan nicht die
Kraft und Energie, das auszugleichen sondern werde mit runtergezogen.
Vielleicht ändert sich meine Meinung noch mal,
aber im Moment ist es mehr eine Belastung als eine Bereicherung, also
musste ich mich so entscheiden. Ich möchte nicht das ganze
Herangehen an die Trauerarbeit in der Hospizbewegung in Frage
stellen, denn sie basiert sicherlich auf langjährige Erfahrung, aber
als Frau von Fach und Betroffene sehe ich auch sehr deutlich deren
Grenzen und Mängel. Meines Erachtens sollte durchaus Raum gegeben
werden, die Trauer auszudrücken und zu leben. Aber es sollte ein
weiterer Aspekt niemals aus den Augen verloren werden, nämlich eine
Suche nach einen Sinn, nach neuer Motivation zum Leben. Und so sehr
die Trauer auch weh tut, wir Trauernden können uns auch darin
verlieren und verstecken und brauchen vielleicht dann auch mal einen
Schubser, um uns an neue Lebenserfahrung heranzuwagen. Auch das kann
eine Trauergruppe nur bedingt leisten, auch das ist mir klar. Und es
ist auch nicht mit positivem Denken oder motivierenden Sprüchen
getan. Sondern es muss in einer ganz tief berührenden Bewusstmachung
aufgezeigt werden, wo die Kraft zu leben herkommt und eine erneute
Anbindung an diese Quelle stattfinden. Und es muss immer wieder daran
erinnert werden, dass der Verstorbene es nicht möchte - und im
Gegenteil sehr traurig darüber ist - wenn wir Hinterbliebene durch
seinen Tod leiden und als wandelnde Leichen unser Dasein fristen,
immer noch glauben, er käme zurück oder anderes, was uns daran
hindert, ein neues, eigenes Leben anzufangen.
Ja, was soll ich dann machen, um die Trauer zu
verarbeiten???
Ich habe vor einigen Wochen mit meiner Freundin
darüber gesprochen, ob sie den Eindruck hat, dass ich die Trauer
verdränge und sie findet ja.
Danach, in einem Termin für mein Coaching, vor
allem gedacht, meine Selbstständigkeit anzukurbeln, damit ich auch
bald von meinen Einnahmen leben kann, spielt die Trauer auch eine
große Rolle. Denn seit J. Tod bin ich irgendwie gedämpft und
bekomme nicht mehr alles auf die Reihe, um es mal vorsichtig
auszudrücken. Auf jeden Fall haben wir gestern auch mit J. und mir
gearbeitet und unsere Beziehung geklärt. Das war sehr hilfreich und
hinterher habe ich ziemlich weinen müssen.
Die Auszeit, die ich mir geschaffen habe, habe ich
verplempert mit Filme schauen und rum gammeln, so empfinde ich
es...... Ich meine damit nicht, dass ich nichts getan hätte, nein,
denn es gab vieles zu erledigen, vor allem Papierkram, Kisten
auspacken usw. Nein ich meine die freie Zeit wollte ich nutzen, um
meine Trauer zu malen oder auf dem Keyboard auszudrücken. An beides
habe ich mich allerdings noch nicht herangewagt.
Vor zwei Wochen nun bin ich auf die für mich geeignete Idee gekommen, wie ich meine Trauer leben kann, ohne mich zu zwingen, zu weinen, denn das ist ja auch Quatsch: ich schreibe ja gerne und plane eh schon mein nächstes Buch, und schreibe ja auch gerne Emails.... Also habe ich gedacht, ich schreibe mal einfach so in ein Büchlein, was mir in den Sinn kommt, ohne Anspruch darauf, dass es irgendwie schön ist oder Sinn macht oder dass es mir irgendetwas bringt, außer das auszudrücken, was ich gerade denke oder empfinde. Ich lese es auch gar nicht wieder durch, außer es ist mir natürlich hinterher als Inspiration wichtig, falls so etwas durchkommt. Mal sehen, ob das auf Dauer eine gute Idee ist.Da geht es eher darum, den Stift nicht abzusetzen und wirklich im Schreiben zu bleiben. Es ist zwar so eine Art Tagebuch, aber eben doch irgendwie auch anders. Ja, ich habe den Eindruck, das tut mir gut und während dem Schreiben weine ich oft.
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