Montag, 17. Juni 2013

Trauergruppen und Trauerverarbeitung

Ich war ja nun in mehreren Trauergruppen hier in der Umgebung und Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mit meinem Umgang mit Trauer anderen guttue und genauso umgekehrt. Ich habe den Eindruck, ich irritiere die anderen und sie denken, sie müssten genauso mit der Trauer umgehen, und fühlen sich dann schlechter.
Auch betrübt es mich, wie sehr viele quasi mitgestorben sind mit ihrem Liebsten und auch nach vielen Monaten und Jahren noch nicht bereit sind, ein neues, eigenes Leben anzufangen. Deswegen bin ich vorerst zu dem Entschluss gekommen, in keine Gruppe mehr zu gehen. Auch sehe ich das große Problem - wahrscheinlich weil ich Therapeutin bin - dass viele der Gruppenteilnehmer eigentlich mehr Betreuung bedürfen oder vielleicht sogar einer Therapie - weil sie mit der Trauer nicht zurecht kommen. Das kann so ein Trauercafé / Trauergruppe natürlich nicht leisten, aber es senkt das Energielevel der ganzen Gruppe und da habe ich momentan nicht die Kraft und Energie, das auszugleichen sondern werde mit runtergezogen.
Vielleicht ändert sich meine Meinung noch mal, aber im Moment ist es mehr eine Belastung als eine Bereicherung, also musste ich mich so entscheiden. Ich möchte nicht das ganze Herangehen an die Trauerarbeit in der Hospizbewegung in Frage stellen, denn sie basiert sicherlich auf langjährige Erfahrung, aber als Frau von Fach und Betroffene sehe ich auch sehr deutlich deren Grenzen und Mängel. Meines Erachtens sollte durchaus Raum gegeben werden, die Trauer auszudrücken und zu leben. Aber es sollte ein weiterer Aspekt niemals aus den Augen verloren werden, nämlich eine Suche nach einen Sinn, nach neuer Motivation zum Leben. Und so sehr die Trauer auch weh tut, wir Trauernden können uns auch darin verlieren und verstecken und brauchen vielleicht dann auch mal einen Schubser, um uns an neue Lebenserfahrung heranzuwagen. Auch das kann eine Trauergruppe nur bedingt leisten, auch das ist mir klar. Und es ist auch nicht mit positivem Denken oder motivierenden Sprüchen getan. Sondern es muss in einer ganz tief berührenden Bewusstmachung aufgezeigt werden, wo die Kraft zu leben herkommt und eine erneute Anbindung an diese Quelle stattfinden. Und es muss immer wieder daran erinnert werden, dass der Verstorbene es nicht möchte - und im Gegenteil sehr traurig darüber ist - wenn wir Hinterbliebene durch seinen Tod leiden und als wandelnde Leichen unser Dasein fristen, immer noch glauben, er käme zurück oder anderes, was uns daran hindert, ein neues, eigenes Leben anzufangen.


Ja, was soll ich dann machen, um die Trauer zu verarbeiten???


Ich habe vor einigen Wochen mit meiner Freundin darüber gesprochen, ob sie den Eindruck hat, dass ich die Trauer verdränge und sie findet ja. 
Danach, in einem Termin für mein Coaching, vor allem gedacht, meine Selbstständigkeit anzukurbeln, damit ich auch bald von meinen Einnahmen leben kann, spielt die Trauer auch eine große Rolle. Denn seit J. Tod bin ich  irgendwie gedämpft und bekomme nicht mehr alles auf die Reihe, um es mal vorsichtig auszudrücken. Auf jeden Fall haben wir gestern auch mit J. und mir gearbeitet und unsere Beziehung geklärt. Das war sehr hilfreich und hinterher habe ich ziemlich weinen müssen.


Die Auszeit, die ich mir geschaffen habe, habe ich verplempert mit Filme schauen und rum gammeln, so empfinde ich es...... Ich meine damit nicht, dass ich nichts getan hätte, nein, denn es gab vieles zu erledigen, vor allem Papierkram, Kisten auspacken usw. Nein ich meine die freie Zeit wollte ich nutzen, um meine Trauer zu malen oder auf dem Keyboard auszudrücken. An beides habe ich mich allerdings noch nicht herangewagt.

Vor zwei Wochen nun bin ich auf die für mich geeignete Idee gekommen, wie ich meine Trauer leben kann, ohne mich zu zwingen, zu weinen, denn das ist ja auch Quatsch: ich schreibe ja gerne und plane eh schon mein nächstes Buch, und schreibe ja auch gerne Emails.... Also habe ich gedacht, ich schreibe mal einfach so in ein Büchlein, was mir in den Sinn kommt, ohne Anspruch darauf, dass es irgendwie schön ist oder Sinn macht oder dass es mir irgendetwas bringt, außer das auszudrücken, was ich gerade denke oder empfinde. Ich lese es auch gar nicht wieder durch, außer es ist mir natürlich hinterher als Inspiration wichtig, falls so etwas durchkommt. Mal sehen, ob das auf Dauer eine gute Idee ist.Da geht es eher darum, den Stift nicht abzusetzen und wirklich im Schreiben zu bleiben. Es ist zwar so eine Art Tagebuch, aber eben doch irgendwie auch anders. Ja, ich habe den Eindruck, das tut mir gut und während dem Schreiben weine ich oft.


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